Science Buster Martin Puntigam „Soviel Spaß muss sein.“
„Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt“, weiß Martin Puntigam, Kabarettist und Mitglied der Science Busters.
Was würden Sie für den Klimaschutz tun, wenn Sie eine global gültige Entscheidung treffen könnten – quasi „Chef“ der Welt wären?
Schauen, dass es nie wieder einen Chef der Welt geben kann. Die Klimakrise ist nur als gemeinsame demokratische Anstrengungen bewältigbar.
Und wenn Sie für Österreich eine derartige Entscheidung treffen könnten?
Dafür sorgen, dass Kanzler & Innenminister zu Fuß gehen müssen und nicht mit dem Hubschrauber in der Gegend herumfliegen können, wenn sie unbedingt herzeigen wollen, dass sie persönlich mit strengem Blick die Außengrenze überwachen. Soviel Spaß muss sein.
Welche TV-Helden könnten den Klimawandel stoppen?
Naja, Helden braucht eigentlich niemand mehr. Und wenn man sich anschaut, wie Städte oder ganze Universen beieinander sind, wenn Superheld:innen die Welt gerettet haben, dann kann von Nachhaltigkeit kaum die Rede sein. Aber wenn, dann vielleicht Ash - die Austrian Super Heroes. In deren Reihen kämpft die vermutlich österreichischste Figur eines Superhelden - der Bürokrat. Und der sollte endlich ein Tempolimit 100 hinbekommen.
Auf den Punkt gebracht: Der Klimawandel ist?
Eine unglückliche Bezeichnung. Weil sie nahelegt, dass es sich bei der aktuellen Entwicklung um etwas Normales handle.
Die bessere Bezeichnung?
Was als Erderwärmung begann wurde zum Klimawandel geschönt und hat sich zum Klimanotstand ausgewachsen. So ernst ist die Lage.
Schaffen wir das noch?
Theoretisch besteht noch die Chance. Wenn wir uns sehr beeilen.
Was brauchen wir?
Ein Umdenken: Die Methoden der Klimakleber zu kritisieren ist so schlau, wie jemandem während der Herzmassage vorzuwerfen, er habe einen zu schiachen Pullover an für Erste Hilfe.
Sind Sie optimistisch, dass der Kollaps verhindert werden kann?
Theoretisch besteht noch immer die Chance, dass die Situation nicht kippt. Wenn wir uns sehr beeilen. Praktisch schaut es nicht ganz so gut aus, wenn ein Teil der Bundesregierung hauptamtlich eher damit beschäftigt scheint, einen Teil ihrer Parteigänger nicht ins Gefängnis wandern zu lassen, anstatt endlich wenigstens ein Klimaschutzgesetz vorzulegen, das den Namen auch verdient.
Wie wird unser Planet im Jahre 2100 ausschauen?
Er wird sich nach wie vor um seine eigene Achse und um die Sonne drehen, annähernd rund sein und von vielen Lebewesen bevölkert. Welche das genau sein werden und wie gut sie leben, das ist noch nicht ganz entschieden.
Warum ist der Klimawandel eine reale Bedrohung, woran merken Sie das?
Ich selber merke aktuell noch herzlich wenig. Weil ich Glück habe und in der richtigen Gegend wohne. Was ja das Ungeheuerliche ist, dass die Hauptverursacher nicht auch die Hauptleidtragenden sind. Sonst wären wir vermutlich schon weiter. Aber ich arbeite mit Wissenschaftler:innen zusammen, und die sagen seit Jahren, die Ergebnisse der Klimaforschung seien eindeutig. Und das sind alles keine notorischen Lügner:innen, sondern Menschen, die gerne mit ihren Freund:innen und Familien ihr Leben gern in einer gut bewohnbaren Welt verbringen und eine solche auch hinterlassen möchten.
Ihr größter Verzicht für den Klimaschutz?
Nur noch sehr selten zu fliegen. Das hab ich immer ganz gerne gemacht, weil es meistens Reisen waren, an deren Ende ein Urlaub begonnen hat.
Was ist Ihr einfachster Verzicht für den Klimaschutz?
Keine Haustiere. Kein Zweitwagen. Keine Kreuzfahrten. Und den Learjet nehme ich auch nur, wenn ich es sehr eilig habe...
Buchtipp
"Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt."
15 Jahre Wissenschaft, 15 Jahre Lachen, bis der Bauch weh tut: Die Science Busters feiern ihr großes Jubiläum.
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