Die Systemfehler und ihre Alternativen: Oliver Ressler

Klima – Katastrophe – Kunst: Oliver Ressler verschränkt politisches Engagement mit bildender Kunst. Einige seiner eindrucksvollen (filmischen) Arbeiten sind nun frei zugänglich.

The economy is wounded 40cm edited

 

Der renommierte Künstler, Aktivist und Filmemacher Oliver Ressler realisiert Installationen, Arbeiten im Außenraum und Filme zu Themen wie Ökonomie, Demokratie, Migration, Klimakrise, Widerstandsformen und gesellschaftliche Alternativen. Er ist ständig auf der Suche nach Systemfehlern des Kapitalismus aber auch Alternativen, wie man die Gesellschaft erneuern könnte.
Dabei recherchiert Oliver Ressler weltweit vor Ort, um ökonomische Verhältnisse und politische Organisationsformen zu analysieren. Zahlreiche seiner Arbeiten beziehen sich auf Widerstandsformen, die man in der Anti-Globalisierungsbewegung und auch der Klimabewegung findet.

In seiner Serie "Everything's coming together while everything's falling apart" zum Beispiel dokumentiert Ressler Schlüsselmomente der Klimabewegung, allen voran deren Kämpfe gegen den Einsatz und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.



Dabei geht Ressler immer mitten ins Geschehen, hinein in die Orte und Gesellschaften des Widerstandes - in das besetztes Gebiet in Nantes (Frankreich) bei Protesten gegen den Bau eines neuen Flughafens, zu Demonstrationen bei Klimakonferenzen, bei Blockaden des Braunkohletagabbaus in Lausitz (Deutschland), bei der Besetzung des Kohlehafens in Amsterdam (Niederlande), er arbeitete zu Venezolanischen Kakaofabriken, war eingekesselt beim World Economic Forum in Salzburg…

The economy is wounded Donau 42cm edited

Oliver Ressler, “The economy is wounded – let it die!”, 2016

Wohlstand reklamieren

Sehr spannend seine Serie „Reclaiming Abundance“ (Wohlstand reklamieren): Die aus sechs fotografischen Arbeiten bestehende Serie ist von der gesellschaftlichen Realität der Klimakrise geprägt. Verschiedene auf fossilen Energieträgern basierende Infrastrukturen in der Steiermark wurden mittels Drohne abgebildet: der Flughafen Graz, ein Schlacht- und Rinderzerlegebetrieb, das Gas- und Dampfkraftwerk Mellach, der Fahrzeugkonzern Magna Steyr, das Autobahnkreuz Bruck an der Mur, und eine Skiflugschanze. Dabei wird auch die Zukunftsvision imaginiert, in der die globalen Temperaturen und die damit einhergehende Katastrophen weiter zugenommen haben und diese Infrastrukturen zurückgebaut und an die Notwendigkeiten einer ökologisch-ökonomisch sinnvollen Nutzung des Jahres 2050 adaptiert werden müssen - So wird z.B. der Flughafen Graz von Klimaflüchtlingen in Wohnraum umgebaut, der versiegelte Boden muss wieder in fruchtbares Ackerland umgewandelt werden, rund um das Kraftwerk Mellach wird Auwald geschaffen und der Boden dekontaminiert... Hier geht es zur Serie "Reclaiming Abundance"


Ressler hat vor ein paar Monaten als Reaktion auf die Pandemie begonnen, im wöchentlichen Rhythmus einige seiner Filme frei zugänglich zu machen - inzwischen über 30 Videos. Hier finden Sie die beeindruckenden Werke auf Youtube, hier auf Vimeo - sie rütteln auf, verstören und dokumentieren.

Zur Person Oliver Ressler:

Ressler Technology Centre Mongstad 2019 b kl editedOliver Ressler wurde 1970 in Knittelfeld geboren. Von 1989 bis 1995 studierte er an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Seit 1994 realisiert Ressler zahlreiche Ausstellungen und Arbeiten im Außenraum sowie Videos. Er hatte zahlreiche internationale Einzelausstellungen vom Berkeley Art Museum, USA über das Centro Cultural Conde Duque, Madrid, das Alexandria Contemporary Arts Forum, Ägypten, The Cube Project Space, Taipeh etc. etc. Ressler nahm an über 400 Gruppenausstellungen teil, hat über 35 Filme gedreht und mit zahlreichen Kunst- und Medienpreisen prämiert. Seit 2019 arbeitet Ressler an einem Forschungsprojekt über die Klimagerechtigkeitsbewegung, „Barricading the Ice Sheets“, das vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert und in eine Einzelausstellung in der Camera Austria in Graz im September 2021 münden wird.

(Bild: Oliver Ressler bei den Dreharbeiten zum Film "Carbon and Captivity" (2020) im Technology Centre Mongstad, Norwegen.
Foto: Randi Grov Berger)

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